Gesellschaftlich relevant oder zusammenhangloser Blödsinn?
Das hier ist der Anfang der Rezension, ich möchte es nur kurz Klarstellen damit auch für Leute, die das Stück gesehen haben, die Welt wieder Ordnung bekommt.
So selbstverständlich scheint es nämlich gar nicht zu sein, dass mit dem Start eines Stückes auch bereits ein Anfang gemacht wird. Genauso, wie man eigentlich meinen sollte, dass es selbstverständlich ist, dass in einem „Sozialen“ Staat, auch in Krisensituationen niemand zurückgelassen wird. Die Corona-Krise hat uns aber auch hier bewiesen, dass solche Annahmen nicht unbedingt richtig sind.
Während, in den letzten Jahren, „selbstverständlich“ Rettungsfonds für bedrohte Großunternehmen aufgestellt wurden (die Wirtschaft muss ja am Laufen gehalten werden, wo kommen wir sonst hin), wurden „selbstverständlich“ Kleinunternehmer, Selbstständige und allen voran Künstler in den Ring geworfen, wo sie um ihre Existenz kämpfen mussten, nur damit den Verlierern dieser Kämpfe, medienwirksam, ein paar Brotkrumen von der Politik zugeworfen werden konnte. Nun ist die Corona-Pandemie dabei an ihren letzten Opfern zu Ersticken und es ist wieder möglich das Theater zu besuchen und „selbstverständlich“ muss diese Situation auch im Theater verarbeitet werden, das ist ja der Job des Theaters, also quasi selbstverständlich, dass es das tut.
Every word was once an Animal erzählt keine wirkliche Geschichte, es wirkt ungeordnet und startet erst nach dem vierten Anlauf, Vorhänge werden geöffnet und geschlossen, längere Passagen kommen ganz ohne Dialog aus, und in wieder anderen wird das Geschehen penibel kommentiert. Es wird Vertrauen zum Publikum aufgebaut und direkt wieder gebrochen. Eben wie in der Pandemie.
Das Stück spielt zu jedem Zeitpunkt mit den Erwartungen des Zuschauers, spielt mit der Frage, was im Theater selbstverständlich ist und balanciert dabei auf einer Metaebene, die einige, weniger geneigte, Theaterbesucher nur mit riesigen Fragezeichen zurück lässt. Sei es der Beginn des Stückes, bei welchem erklärt wird, wie ein Stück beginnen muss, nur um dann genau auf diese Weise den Start des Stückes weiter hinaus zu zögern. Sei es die Vorhang-Szene, die mehrfach angekündigt wird, um dann in einem Schuhkarton erklärt und zeitgleich in echter Größe stattzufinden. Oder seien es die Szenen, in denen einem ein Konzept für die Szene erklärt wird, die jetzt eigentlich stattfinden sollte, aber mangels Umsetzbarkeit und wegen zu wenigen Proben, gestrichen wurde.
Das Stück lässt sich autobiographisch verstehen, nicht zuletzt, weil die Schauspieler unter Klarnamen auftreten und sich immer wieder auf die Proben beziehen und zum Ende die Frage aufgemacht wird „ist es nicht egal, welcher Hampelmann sich hier vorne hinstellt, die Hauptsache ist, dass euch irgendjemand hinhält, bis das Stück vorbei ist“ und das ist es dann irgendwann, das Stück ist einfach vorbei, keine Pointe, einfach Schluss und das sollte uns doch Hoffnung machen, dass die Pandemie irgendwann abrupt und ohne Zugabe vorbei ist, wie dieses Stück.