Hier ein kleiner nicht so Ernst gemeinter Beitrag 😉
Theater ist seichte Berieselung, somit ist es die perfekte Anlaufstelle für erste Dates oder ein freudiges Wiedersehen nach vielen Jahren, man kann gut plaudern und auf das Stück konzentriert sich sowieso kein Mensch. Möchten Sie die Möglichkeit nun aber nutzen und tatsächlich ins Theater gehen, gibt es dennoch einige kleine Details, die Sie bei ihrem Besuch beachten sollten.
Zunächst beleuchten wir, was vor dem Theaterbesuch zu beachten ist:
- Schritt 1: die Garderobe. Die Zeiten der Kleiderordnungen für die meisten Formen des Theaters sind vorbei, dass also nichts mehr von Abendgarderobe – was immer das ist – auf dem Ticket steht, bedeutet, dass Modebewusstsein vollends unerwünscht ist. Häufig genug ging ich in den letzten Tagen ins Theater und sah Menschen, die Hemd oder gar Anzug trugen! Ich bitte Sie, machen Sie sich nicht so zum Affen, wie diese Leute. Mit Jogginghose und Turnschuhen ist man mittlerweile für den Theaterbesuch gut beraten, versuchen Sie sich also am besten daran zu halten.
Nun sind sie also gut gekleidet für ihren Abend im Theater und können das Haus schon fast verlassen, aber halt, etwas fehlt!
- Schritt 2: die Vorbereitung auf das Stück. Leute am Theater behaupten immer wieder, dass ihre Stücke einen „künstlerischen Anspruch“ hätten, das ist Fachdeutsch und eigentlich nur eine Ausrede, um die Zusammenhanglosigkeit der Stücke zu rechtfertigen, die daher kommt, dass Regisseure und Schauspieler dauerhaft bekifft sind. Um Ihnen also einen intellektuellen Zugang zu diesen „Kunstwerken“ zu verschaffen, sollten Sie es also den Regisseuren gleich tun. Für den Fall, dass sie gerade kein Gras zur Verfügung haben, bietet sich Alkohol als einwandfreie Alternative an, hier müssen Sie aber ein wenig mehr konsumieren, um auf ein ähnliches Level zu gelangen. Sie sollten sich also schon vor dem Verlassen ihrer Wohnung überlegen, wie Sie diesen Zustand erreichen und dementsprechend einen großen Rucksack mit Platz für mindestens 1,5 Kästen einpacken.
- Schritt 3: Sie haben Ihr Haus verlassen und befinden sich auf der Anfahrt mit dem ÖPNV. Nun ist der richtige Zeitpunkt um mit dem Trinken zu beginnen. In den Zügen klebt zwar neuerdings immer eine Abbildung einer Flasche, die durchgestrichen ist, aber das ist nur eine Empfehlung, genau wie dieses „Rauchverbot“ oder Ähnliches (selbiges gilt natürlich im Theater).
- Wenn Sie nun endlich in der Stadt des Theaters sind, sollten Sie nachsehen, wann ihr Stück beginnt und zu Schritt 4 übergehen: Kampfsaufen! An dieser Stelle ist es völlig irrelevant, ob ihre Begleitung schon bei Ihnen ist, es zählt, dass der Alkohol fließt, Sie wollen ja auch was zu erzählen haben.
- Wenn nun Ihre Begleitung angekommen ist, ist es Zeit für Schritt 5: Sie müssen sich um die Karten kümmern. Zur zeitlichen Einschätzung sollten Sie sich zur Faustregel machen, sich frühestens eine Viertelstunde vor Beginn des Stückes um die Karten zu kümmern. Sie sollten sich auch merken, dass die Kartenverkäufer meist dem schlimmsten Schlag Mensch entstammen: Studenten.
Wie jeder weiß, sind Studenten Schmarotzer, daher wollen diese Verkäufer häufig Karten für sich selbst horten, sollte also jemals einer dieser Bengel behaupten, die Karten seien ausverkauft, sollten Sie ihn einfach etwas Anschreien und wenn nötig bedrohen, dann rücken die meistens die Karten raus. (Dasselbe gilt, wenn Sie nicht mit der Position der Plätze einverstanden sind.)
- Schritt 6: Nun ist es Zeit, tatsächlich das Theater zu betreten, hier finden sich einige kleine Stationen
- Zuerst die Garderobe. An der Garderobe kann man seine Jacke und Ähnliches abgeben, die Betonung liegt hierbei auf kann, sollten Sie aber tatsächlich ihren 1,5-Kästen-Rucksack abgeben, stellen Sie sicher, dass sie zumindest eine oder zwei Flaschen in irgendwelchen anderen Taschen an ihrem Körper unterbringen, man will ja nicht am Ende des Stückes wieder nüchtern sein. Ansonsten können Sie Ihre Habseligkeiten aber auch einfach mit in den Saal nehmen, es gibt eigentlich immer einen ausreichend großen Beinbereich, in dem auch Platz für Rucksäcke ist.
- Die zweite Station ist der Kauf eines Programmheftes. Sind wir ehrlich, kein Mensch liest die Dinger wirklich, Sie können die also auch einfach liegen lassen und, wenn Sie als Andenken doch ein solches Heftchen mitnehmen, dann passen sie auf! Denn auch hier arbeiten zumeist Studenten, die Programmhefte sind eigentlich immer kostenlos, aber manchmal stellen die Studenten einfach ein Preisschild davor, darauf dürfen Sie nicht reinfallen! Nehmen Sie sich einfach ein Heft und wenn sich darüber jemand beschwert, schreien sie die Studenten zusammen, die halten das aus, ist ja ihr Job, die werden dafür bezahlt.
- Die dritte und letzte Station ist dann die Kartenkontrolle, hier gibt es nicht viel zu beachten, laufen Sie einfach durch, die kontrollieren meist eh nicht.
- Wow, Sie haben es in den Theatersaal geschafft, und die Reihe gefunden, in der Ihr Platz ist: Dann folgt nun endlich Schritt 7: Suchen Sie sich nun den, von ihrem Platz am weitesten entfernt liegenden Eingangspunkt und quetschen Sie sich durch, das ist ein klassisches Ritual im Theater um diese Sesselhocker dort auch mal zum Sport zu animieren, schämen Sie sich also nicht, den Zuschauern auch ein wenig Druck zu machen, damit sie schneller aufstehen.
- Wenn Sie nun sitzen, schlägt der Gong, um Sie an Schritt 8 zu erinnern: Gehen Sie nochmal aufs Klo, sie haben ganz schön viel getrunken. Während der einzelnen Gongs ist die Toilette meist noch voll, der doppelte Gong ist ein Zeichen dafür, dass wieder Plätze auf den Toiletten frei sind, warten Sie also, bis Sie diesen hören, um sich zum WC zu begeben.
- Sie sehen es ist ein komplizierter Prozess, sich im Theater richtig zu verhalten, das Stück geht erst jetzt los und wir sind schon bei Schritt 9: Ihr Handy. Wenn Sie schon mal im Theater sind, dann müssen Sie das auch zeigen, wie sonst sollen Ihre Freunde merken, dass Sie Ihnen intellektuell überlegen sind? Also machen Sie ein paar Bilder und Videos und posten Sie die auch sofort in allen sozialen Netzwerken. Aber auch hier müssen Sie aufpassen, im Theater ist es häufig zu dunkel um gute Bilder zu machen, also denken Sie an den Blitz, zur perfekten Ausleuchtung des Raumes. Es versteht sich von selbst, dass Sie immer mal wieder während der Aufführung nachsehen sollten, wie viele ihrer Freunde Sie schon auf ihren Intellekt aufmerksam gemacht haben und wie viele Likes Ihre Beiträge haben.
- Schritt 10 folgt nun: Unterhalten Sie sich endlich mal mit Ihrer Begleitung, dafür sind Sie ja gekommen. Das Gespräch muss keinen Bezug zu dem Stück haben, Ihr Privatleben interessiert die meisten Zuschauer sowieso mehr als das Stück, also halten sie sich nicht zurück, man sollte Sie gut verstehen!
- Wenn Sie das Stück langweilt, ist das perfekt für Schritt 11: machen Sie ein Nickerchen, Sie hatten schon so viel Stress heute, befreien Sie sich davon, schlafen Sie. Was man vor dem Fernseher macht, kann im Theater nicht falsch sein, schlafen Sie den Rest des Stückes.
- Das waren schon alle Schritte für den Ablauf des Stückes, ist das nicht krass?! Naja, das Stück ist jetzt auf jeden Fall endlich vorbei und aus irgendeinem Grund fangen die Leute um Sie herum zu klatschen an, dabei war das Stück doch eigentlich richtig Scheiße! Es gab kaum Explosionen und sowas finden die Leute gut? Unerziehbar, es ist Zeit für Schritt 12: Kritik. Schauspieler, Regisseure und alle anderen an einem Stück Beteiligten freuen sich immer über Rückmeldung und dabei ist keine Zeit zu verschwenden. Wenn zu lange geklatscht wird, werden sie sich sonst noch zu selbstsicher, es ist also wichtig, dass Sie, wenn Ihnen das Stück nicht gefiel, Sie erst gar nicht zu klatschen beginnen, betretenes Schweigen reicht häufig schon um die Kritik rüber zu bringen. Sie können die Wirkung aber auch unterstreichen, indem Sie einige „Buh“-Rufe einwerfen, das zeigt allen am Besten, wie unzufrieden Sie mit dem Stück sind, also tun Sie das auf jeden Fall, NICHT VERGESSEN!
- Nun Müssen Sie als Schritt 13 nur noch das Theater verlassen, dabei dürfen Sie sehr gerne auch allen Zuschauern nochmal Ihre Meinung zum Stück sagen – wenn es Ihnen nicht gefällt, sollte es schließlich keinem gefallen.
Und nun haben Sie es endlich geschafft, Sie haben den Theaterbesuch erfolgreich überstanden, Herzlichen Glückwunsch. Als letzter Schritt bleibt jetzt nur noch, dass Sie nach Hause gehen und nie wieder kommen, bitte halten Sie sich vom Theater in Zukunft fern!